But - He Was Good To His Mother: The Lives and Crimes of Jewish Gangsters
(Aber seine Mutter hat er gut behandelt: Leben und Missetaten jüdischer Gangster)
Rockaway, Robert A.
Jerusalem: Gefen Publishing House, 1993
264 S.
Sprache: Englisch


Gegenstand, Methodik, Datengrundlage:
Eine anekdotische Abhandlung über jüdische Gangster in den USA, ihre Taten sowie ihre Stellung in der Unterwelt und innerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Datengrundlage sind, neben Presseberichten und der einschlägigen Literatur, Interviews mit Freunden und Verwandten sowie einigen der Gangster selbst, z.B. Meyer Lansky.

Zum Inhalt:
Jüdische Kriminelle traten Ende des 19. Jahrhunderts parallel zur zunehmenden Einwanderung osteuropäischer Juden immer häufiger in Erscheinung. Vor der Prohibitionszeit (1920-1933) war Monk Eastman, der Anführer einer New Yorker Straßenbande und illegaler Wahlhelfer der Demokratischen Partei, einer der einflußreichsten Gangster. Während der Prohibitionszeit gehörten Arnold Rothstein, Waxey Gordon, "Dutch Schultz" Flegenheimer, Benjamin "Bugsy" Siegel, Meyer Lansky und Louis "Lepke" Buchalter in New York, Abner "Longy" Zwillman in Newark (New Jersey), Max "Boo Boo" Hoff in Philadelphia, Charles "King" Solomon in Boston, Morris "Moe" Dalitz in Cleveland, Jack "Greasy Thumb" Guzik in Chicago, Isidore "Kid Cann" Blumenfeld in Minneapolis (Minnesota) und Mickey Cohen in Los Angeles zu den führenden Unterweltfiguren. Sie waren die Kinder von Einwanderern und entweder in frühem Alter in die USA gekommen oder bereits dort geboren. Jüdische Gangster waren u.a. im Alkoholschmuggel, im Glücksspiel, als illegaler Machtfaktor in Gewerkschaften und Unternehmervereinigungen sowie als Auftragsmörder aktiv.
Jüdische Gangster versuchten, ihre kriminellen Aktivitäten vor ihrer Familie und ihren Nachbarn soweit möglich geheim zu halten. Sie versuchten nicht, anders als italo-amerikanische Mafiosi, ihre Kinder untereinander zu verheiraten oder in ihre illegalen Geschäfte einzubeziehen. Jüdische Gangster hatten auch nicht den sozialen Rückhalt in ihren Wohnvierteln, den italienischstämmige Kriminelle genossen. Daher waren die jüdischen Gangster der 20er, 30er und 40er Jahre nur das Phänomen einer Generation. Lediglich als Beschützer vor antisemitischen Angriffen konnten sich jüdische Gangster ein gewisses Ansehen innerhalb der jüdischen Gemeinschaften erwerben. Ansonsten gelangten jüdische Gangster allenfalls durch Spenden für wohltätige Zwecke und die Unterstützung bei der Gründung des Staates Israel mit Zuwendungen von Geld und Waffen zu gesellschaftlicher Respektabilität.

Beurteilung:
Rockaways aus Anekdoten zusammengesetzte Beschreibung jüdischer Gangster besticht durch die nüchterne und mitunter mitfühlende Darstellung der einzelnen Charaktere ohne jeden Hang zur Übertreibung. Dabei nimmt er bewußt in Kauf, von vornherein nur einen Ausschnitt der Realität präsentieren zu können und abhängig von der unterschiedlichen Qualität seiner Datengrundlage zu sein. Mal sind es detailierte, durch mehrere Quellen abgesicherte Darstellungen, mal scheinbar mühsam hervorgekramte Bruchstücke der Erinnerung.

Gesamtbewertung:
Eine unterhaltsame und informative Lektüre zu einem oft vernachlässigten Aspekt organisierter Kriminalität in den USA, die zu einer vertieften Beschäftigung mit jüdischen Gangstern aber auch mit der jüdischen Einwandererkultur in Amerika anregt.


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